Vortrag „Stroh in Sicht“, Rückblick 22.Januar 2019

Alternative Bauweisen mit nachwachsenden Rohstoffen

Stroh als ökologischer Dämmstoff besticht mit vielfältigen Vorteilen. Seit Jahrhunderten wurde Stroh als Dämmstoff genutzt. Mit Stroh als Baumaterial wird CO2 über einen langen Zeitraum im Gebäude gespeichert und trägt somit aktiv zum Klimaschutz bei. Im Vergleich zu manch anderen Dämmstoffen entfällt bei der Verwendung von Stroh eine energieaufwendige Verarbeitung, die Transportwege sind kurz, da es meist aus der regionalen Landwirtschaft bezogen werden kann. Die Dämmeigenschaften dieses Naturdämmstoffs ist ähnlich wie die von anderen Naturdämmstoffen oder konventionellen Dämmstoffen. In Bezug auf Schallschutz sind die Werte hervorragend. Der Preis liegt gleichauf mit anderen Systemen oder sogar leicht darunter. Auch nach dem Lebenszyklus des Gebäudes ist Stroh bei der Entsorgung unschlagbar.

Trotz all dieser Vorzüge ist Stroh als Baustoff in Deutschland kaum vertreten. Über die Vorurteile, die Vorteile und die Möglichkeiten von Stroh als Baustoff referierte Diplom-Architekt Dirk Zimmermann.

Strohballenbau-Geschichte

Als Einführung wurde auf die Geschichte von Stroh als Baustoff eingegangen. Schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann mit der Erfindung von Strohballenpressen der Strohballenbau in den USA. Seit der Wiederentdeckung in den 70iger Jahren sind auch in Deutschland wenige Hundert Gebäude aus Stroh errichtet worden. Die Anzahl strohgedämmter Gebäude in Deutschland wird auf ca. 300 geschätzt. In Frankreich existieren mehr als 1000 Häuser. Der Grund dafür dürften strengere Bauvorschriften in Deutschland sein. Seit 2006 gibt es die bauaufsichtliche Zulassung hierzulande. Maßgeblich daran beteiligt war der Fachverband Strohballenbau (FASBA).

Anschließend wurden die verschiedenen Bauvarianten vorgestellt mit Beispielen veranschaulicht und technischen Details unterstützt. Herr Zimmermann veranschaulichte die Thematik sowohl für Laien als auch für das anwesende Fachpublikum auf sehr ansprechende Weise.

Die Bauvarianten:

Variante 1: Lasttragende Konstruktionsart

Beim lasttragenden Strohballenbau werden quaderförmige Strohballen als Außenwände im Verbund, vergleichbar mit einem Ziegelmauerwerk, zusammengesetzt. In Deutschland ist diese Bauweise nicht allgemein anerkannt und Bedarf einer Einzelzulassung.

Variante 2: Nichttragende Bauweise mit Holzständerwerk

Bei dieser Bauweise werden Strohballen in ein Holzständerwerk eingebaut. Die Strohballen sind nicht lasttragend. Diese Strohbauweise ist in Deutschland allgemein bauaufsichtlich anerkannt und die meist verbreitete Bauart in Deutschland.

Variante 3: Außendämmung von Gebäuden, vorgesetzte Bauweise

Auch zur nachträglichen Dämmung von Bestandimmobilien kann Stroh verwendet werden. Seit Kurzem existiert auch eine Zulassung zur Einblasdämmung (iso-stroh.at) aus Stroh.

Vorteile und Vorurteile

  • Nagetiere, Insekten: Der Zugang zum Stroh ist bei einem Gebäude durch Putz oder extra dafür eingebaute Sperrschichten vor Nagetieren geschützt. Außerdem enthält das Stroh durch moderne Erntetechnik kaum noch Getreidekörner (Nahrung) für Nagetiere und ist daher uninteressant. Hinzu kommt die hohe Verdichtung, die den Zugang erschwert.

  • Schimmel und (Boden-)Feuchte: Wenn das Stroh fachgerecht verbaut wird, besteht auch in Bezug auf Feuchtigkeit kein Problem (große Schimmelpilzresistenz).

  • Feuerbeständigkeit/ Brandgefahr: Strohballen sind mit einer verputzten Lehm- oder Kalkschicht sehr feuerbeständig.

  • Unschlagbar beim Abriss/Entsorgung

Abgerundet wurde die gelungen Veranstaltung durch Filmausschnitte zum Bau eines Strohballenhauses.

 

Sie möchten über zukünftige Veranstaltungen informiert werden? Schreiben Sie uns eine kurze Email! kontakt@biomasse-freiberg.de